Woher kommt das Salz, welches heute Morgen Ihr 3-Minuten-Ei verfeinerte?
Das meistgekaufte Salz der Schweiz stammt von 240 Millionen Jahre alten Salzsteinschichten, welche im Raum Basel oder Bex (VD) abgelagert wurden. Sie sind Überbleibsel von einem einstigen Meer und befinden sich mehrere 100 Meter unter Terrain. Um an das Salz zu kommen, wird in Basel über kilometerlange Leitungen Wasser in diese tiefen Schichten gepumpt und so der Salzstein aufgelöst. Die entstandene Sole, also das salzhaltige Wasser, wird wieder hochgepumpt, gereinigt, eingedampft, getrocknet und verpackt. In Bex wird das Salz im Untertagebau gefördert.
Spuren von diesem Abbau sind an der Oberfläche nur wenige zu sehen, ein Abbau bleibt es. Zudem regt sich insbesondere im Grossraum Basel Widerstand in der Bevölkerung gegen die Salzindustrie. Es wird befürchtet, dass die wenigen, verbliebenen Ruheinseln durch den Salzabbau zunichte gemacht werden.
Nebst dem Schweizer Salz gibt es auch importierte Salze, welche als besonders gesund gelten. Ein Beispiel dafür ist das Himalayasalz. Dieses wird in Pakistan abgebaut und ist viel teurer als das Schweizer Salz, dafür soll es gesundheitsfördernde Spurenstoffe enthalten. Da man Salz aber sowieso nicht in übermässigen Mengen konsumieren sollte, ist die Wirkung dieser Spurenstoffe für unseren Körper vernachlässigbar, da sehr wenig von wenig noch viel weniger ist.
Als echte Alternative zum Abbau von Salzsteinschichten gilt die Meersalzgewinnung. Wie schon in der Antike wird in Lagunen das Meerwasser gezielt verdunstet. Im Gegensatz zu damals haben wir aber heute das Problem der Meeresverschmutzung. Haben Sie sich schon mal gefragt, wie denn bei der Meersalzgewinnung die anthropogenen Verunreinigungen wie beispielsweise Mikroplastik entfernt werden? Gar nicht.
So wie es aussieht, haben wir also die Wahl zwischen einem Abbau von uralten Gesteinsschichten, welche für immer verloren sind, oder einem verunreinigten Salz aus der heutigen Zeit. Beide Optionen schreien nach Alternativen.
Im Kanton Graubünden gibt es aufgrund der komplexen Geologie sehr viele Mineralwasserquellen, die meisten davon sind ungenutzt. Wir vom Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR) an der FH Graubünden versuchen, Salz aus einer dieser Mineralwasserquellen zu gewinnen. Die Sache ist aber nicht so trivial wie sie scheint. Nebst dem, was der Volksmund Salz nennt, also Natriumchlorid, gibt es noch weitere Salze, die ebenfalls im Mineralwasser gelöst sind. Diese weiteren Salze sind im Genuss bitter bis störend. Es geht nun also darum, die einzelnen Salze voneinander zu trennen, um so ein reines Natriumchlorid aus unserer heutigen Zeit zu gewinnen, welches nicht anthropogen beeinträchtigt ist.
Es wäre utopisch zu glauben, dass mit dieser neuartigen Salzgewinnung der Abbau der Salzsteinschichten in Basel und Bex gestoppt werden könnte. Dieses Salz wird nie dem Spaghettiwasser zugegeben, noch wird es als Winter-Streusalz auf den Strassen landen. Es würde ein Nischenprodukt bleiben, für Kenner, Feinschmecker und Bewusste.
Es geht nicht immer darum, die Welt zu retten, sondern die Wahl zu haben. Auch in scheinbar Belanglosem wie dem täglichen Salz können wir das Bewusstsein entwickeln, dass wir für unsere Zukunft verantwortlich sind. In diesem Sinne wünsche ich allen ein visionäres, mutiges 2023. Es liegt nämlich an uns.
Seraina Braun-Badertscher ist wissenschaftliche Projektleiterin am Institut für Bauen im alpinen Raum der FH Graubünden. Alle vier Wochen diskutiert die Fachhochschule Graubünden an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.