Zum Inhalt springen
Logo FHGR Blog

FHGR Blog

Quer­ein­stieg in die Ar­chi­tek­tur

Daniel Stokic aus Domat/Ems hat mit Mitte dreissig die mutige Entscheidung getroffen, sich neu zu orientieren und den Beruf Architekt zu erlernen. Im Interview mit Filmemacher Marc Welschinger erzählt er, warum er sich für das Bachelorstudium Architektur an der HTW Chur entschieden hat und wie sein Alltag als Teilzeitstudent aussieht.

Text: Daniel Stokic / Bild: Daniel Walser

Du hast vor dem Architekturstudium schon viel Anderes gemacht, weshalb hast du dich entschieden Architektur zu studieren? Und wieso gerade an der HTW Chur?

Ursprünglich komme ich von der Bank und habe auch Bankwirtschaft studiert. Architektur war aber für mich schon immer eine sehr spannende Materie und nach unserem Umbau zu Hause hatte es mich definitiv gepackt. Am Infoabend der HTW Chur konnte ich mir dann ein Bild über die Schule und die vermittelten Inhalte machen und jetzt bin ich hier im vierten Semester. Die HTW Chur hat mich überzeugt, weil sie die Inhalte sehr praxisnah vermittelt und eine familiäre Atmosphäre bietet. Es wird viel Wert auf den Austausch zwischen den Bauingenieuren und den Architekten gelegt und das hilft auch bei statischen Unklarheiten. Zudem ist Chur meine Heimat und gibt es einen schöneren Ort?

Du arbeitest während dem Studium – wie kriegst du das zusammen?

Ich studiere Teilzeit und arbeite noch 60% in einem Architekturbüro. Das funktioniert im Grossen und Ganzen sehr gut. Klar gibt es Zeiten, bei denen ein Projekt im Geschäft oder eine Abgabe im Studium ansteht, und dann sind halt eine Extrameile und auch ein paar extra Stunden unumgänglich. Die Vorteile überwiegen aber die stressigen Zeiten bei weitem. Ich kann das Erlernte später im Geschäft in die Praxis umsetzen oder umgekehrt. Auch wenn ich Fragen habe, kann ich dies ausserhalb der Unterrichtszeit klären und bekomme wichtige Inputs aus der Praxis.

Was gefällt dir besonders am Studium?

Am Studium gefällt mir am besten, dass wir wirklich sehr praxis- und realitätsnah arbeiten und dies auch von uns aktiv gefordert wird. Es werden Entwürfe erwartet, die nicht nur schön oder trendig aussehen, sondern die vor allem auch funktional sind und konstruktiv einwandfrei den Ansprüchen entsprechen. Zudem haben wir unter den Studierenden einen sehr regen Informationsaustausch. Man versucht sich gegenseitig zu helfen und bespricht auch untereinander Ideen, Konzepte oder ganze Projekte.

Was findest du am Bauen in den Bergen spannend?

Wie der Werbeslogan fürs Bachelorstudium Architektur sagt: Wer hier bauen kann, kann überall bauen. Ernsthaft, der Satz kommt nicht von ungefähr. Es gibt sehr viele Aspekte, die in den Bergen berücksichtigt werden müssen. Die Anforderungen in den Bergen sind einfach extremer als anderswo und vor allem das Wetter, die Naturerhaltung und die Geologie sind immer wieder Faktoren, die einen Entwurf völlig verändern können. Zudem kommen sehr viel Traditionen zusammen, die in den jeweiligen Dörfern ihre ganz eigenen Anforderungen generieren und auch entsprechend berücksichtigt werden müssen. In den Bergen wird es einfach nie langweilig und vor allem nie gleich.

Was zeichnet die Dozierenden der HTW Chur aus?

Unsere Dozierenden kommen praktisch alle aus der Praxis, haben vielfach ein eigenes Architekturbüro und können somit 1:1 ihre Erfahrungen am Bau weitergeben. Das Schöne ist, sie wollen diese Infos auch weitergeben und sind auch ausserhalb der Schulzeiten für Anfragen ansprechbar. Sie motivieren uns auch Neues auszuprobieren, aber immer unter der obersten Direktive. Es muss gebaut werden können! Das finde ich persönlich das Wichtigste... Was nützt ein schöner Entwurf, wenn wir es hier nicht bauen können. Das Familiäre kommt auch hier zum Vorschein. Sie begegnen den Studierenden auf Augenhöhe und bieten somit eine ideale Grundlage für eine produktive Zusammenarbeit.

Was war dein bisheriges Highlight im Studium?

Es gab einige Highlights, die mir in Erinnerung bleiben werden. Die Schlussabgabe im Entwurf des zweiten Semesters zum Beispiel. Meine erste Freinacht um die Arbeit fertigzustellen. Aber es hatte sich gelohnt. Ein weiteres Highlight war die Studienreise nach Rom. Das war eine sehr lehrreiche und gleichzeitig lustige Woche!

Aus welchen Gründen würdest du das Studium an der HTW Chur weiterempfehlen?

Ganz klar, der Praxisbezug und die bodenständige Haltung. Das sind die wichtigsten Grundlagen meiner Meinung nach. Auch wenn jeder Architekt gern die Freiheiten hätte Projekte zu entwerfen wie die Stararchitekten, wird im realen Leben nur ein kleiner Anteil diese Möglichkeiten bekommen. Damit aber gute Architektur entstehen kann, müssen die Grundlagen sitzen und als erstes verstanden werden. Die Nähe zu den Studierenden und der familiäre Umgang bieten hierfür eine optimale Plattform und man kann sich zielgerichtet um die Projekte kümmern.

Der Filmausschnitt des Interviews mit Daniel Stokic wird im Sommer 2018 auf der Website der HTW Chur veröffentlicht.


DANIEL STOKIC

Daniel Stokic studiert im vierten Semester Architektur an der HTW Chur im Teilzeitmodell.

 

Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.

 

Anzahl Kommentare 3
Kommentare

Alexander 24.04.2021

Mich würde interessieren, ob der Berufseinstieg schwierig war und wo Herr Daniel Stokic lohnmässig nach dem Studium starten musste. Ober er wie 25-jährige Berufseinsteiger starten musste, oder die Berufserfahrung auf einem anderen Gebiet anerkannt wurden. Ich habe auch vor mich Umschulen zu lassen.

tgetgellucinda 20.05.2021

Guten Tag Alexander

Gerne überlasse ich Ihnen die Antwort von Daniel Stokic:
«Mein Berufseinstieg war im Grunde genommen recht einfach und entspannt. Ich hatte mich bei drei Architekturbüros beworben und durfte gleich zu allen drei zum Vorstellungsgespräch. Momentan ist sehr viel los in der Baubranche und gute Leute sind gesucht. Im Job selber konnte ich mich mit vielen neuen Aufgaben befassen und es war/ist eine strenge, aber aufregende Zeit.

Die Frage nach der Lohnstruktur kann aus meiner Sicht, nicht generell beantwortet werden. Diese hängt von vielen Faktoren ab wie Arbeitsort, Unternehmensgrösse, Tätigkeit/Funktion im Unternehmen, sowie dem persönlichen Profil (Abschluss, Erfahrung, etc.). Vor allem wenn es um Ausführungsarbeiten geht sind konstruktives und ablauftechnisches Wissen sehr gefragt und steigern somit auch den Wert eines Mitarbeitenden.

Ich kann verstehen, dass je nach Lebenssituation das Einkommen nach dem Studium mitentscheidend ist, ob der Wunsch Architektur zu studieren realistisch ist oder nicht. Und — tendenziell gibt es sicher besserverdienende Berufe als Architektin oder Architekt — zumindest am Anfang. Aus meiner Sicht jedoch sollte vordergründig nicht das Einkommen, sondern die Freude an der aktiven Gestaltung sein.»

Freundliche Grüsse
Lucinda Tgetgel

Phil 15.05.2018

Ein sehr hilfreicher Artikel. Ich werde auch als Quereinsteiger Architektur teilzeit studieren. Es wäre für mich interessant einen Austausch mit Daniel Stokic zu machen. Gerne möchte ich mehr erfahren über seinen Einstieg ins Studium bzw. die Schwierigkeiten die er als Quereinsteiger durchmachen musste…Ich arbeite ab September 70%, es nimmt mich auch Wunder ob es möglich wäre das Studium mit einem Arbeitspensum von 80% durchzumachen….ist nicht Ideal aber seine Meinung wäre für mich sehr interessant.