Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel – diese Worte hört man überall. Während früher Arbeitgebende Mitarbeitende ausgesucht haben, ist es heute umgekehrt. Mit der anstehenden Pensionierungswelle der sogenannten «Baby-Boomer-Generation» wird sich dieser Effekt noch verstärken. Auch die öffentliche Verwaltung ist betroffen.
Die Suche nach Mitarbeitenden ist für alle Arbeitgebende eine Herausforderung. Im Kanton Graubünden ist die Situation noch angespannter als in der übrigen Schweiz, wie eine Untersuchung des Wirtschaftsforums Graubünden im Oktober 2022 gezeigt hat. Der Grund dafür liegt in der Alterspyramide, welche in Graubünden stärker ins Gewicht fällt. Als Gegenmassnahmen sieht das Wirtschaftsforum Graubünden die Erhöhung des Arbeitskräfteangebotes sowie die Verringerung des Arbeitskräftebedarfes. Dies kann beispielsweise durch eine Erhöhung der Arbeitsleistung vor und nach dem Rentenalter oder durch Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung erreicht werden.
Für die öffentliche Verwaltung kommt zudem die bereits seit längerem bestehende Problematik der Behördenrekrutierung hinzu. Nebenberufliche Tätigkeiten für die Gemeinden haben abgenommen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Milizamt ist nicht einfach und verunsichert viele Interessentinnen und Interessenten. Wie die Studie «PoliWork» des Zentrums für Verwaltungsmanagement der Fachhochschule Graubünden im Jahr 2021 gezeigt hat, liegt dies unter anderem daran, dass Unternehmen das Engagement ihrer Mitarbeitenden in einem Milizamt unterschiedlich unterstützen.
Was also soll die öffentliche Verwaltung tun, um das Problem zu lösen? In Zürich wirkt der «Verein Zürcher Gemeinde- und Verwaltungsfachleute» dem Arbeitskräftemangel entgegen, indem er seinen Mitgliedern diverse Unterstützungsmöglichkeiten anbietet, beispielsweise Beratungen, Know-how-Transfer oder Netzwerk-Angebote. Der Schweizerische Gemeindeverband hat mit dem Gemeindeschreiber- und Geschäftsführerverband Luzern und der Initiative «LUnited – Berufslehre Städte und Gemeinden» einen Werbefilm entwickelt, um angehende Lernende für eine Lehre bei der öffentlichen Verwaltung zu begeistern. Sind schnelle Lösungen gefordert, so bietet sich die Unterstützung von Unternehmen wie beispielsweise der Firma MANDATUM an, welche Gemeinden Fachleute für Springereinsätze vermittelt, gemäss eines Bericht im «Tagesanzeiger» im Februar 2023. Auch die Förderung von Aus- und Weiterbildungen erhöht die Arbeitgeberattraktivität und bindet Mitarbeitende.
Graubünden wird sich die nächsten Jahre intensiv mit dem Thema Arbeitskräftemangel auseinandersetzen müssen. Für Gemeinden werden der Austausch sowie die Vernetzung an Wichtigkeit zunehmen. Es stellt sich die Frage, wie stark sich Gemeinden gegenseitig helfen können, beispielsweise durch Zusammenfassung von Aufgaben über mehrere Gemeinden.
Eine Möglichkeit, das Netzwerk auszubauen und sich zum Thema auszutauschen, bietet die Fachhochschule Graubünden: Am 7. Juni 2023 findet ab 17.30 Uhr in Chur das 6. GemeindeFORUM zum Thema «Neue Köpfe für die Gemeinde(politik)» statt. Carmelia Maissen, Regierungsrätin des Kantons Graubünden, wird ein Referat halten und Theo Joos von der Personalberatung Müntener & Thomas sowie Patrik Schlegel, Gemeindepräsident von Vilters-Wangs, werden an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Der anschliessende Apéro bietet die Möglichkeit, in spannende Diskussionen einzusteigen.
Ivana Tomaschett ist Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Zentrum für Verwaltungsmanagement (ZVM) der FH Graubünden. Alle vier Wochen diskutiert die Fachhochschule Graubünden an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.
Am 7. Juni 2023 findet an der FH Graubünden in Chur das 6. Gemeindeforum zum Thema «Neue Köpfe für die Gemeide(politik)» statt. Details und Anmeldung unter fhgr.ch/gemeindeforum.