Zum Inhalt springen
Logo FHGR Blog

FHGR Blog

IMP-Dozent Thomas Weibel beim Bestimmen der Berggipfel auf dem Jungfraujoch. (Bild: Benoît Perritaz)

IMP-Dozent Thomas Weibel beim Bestimmen der Berggipfel auf dem Jungfraujoch. (Bild: Benoît Perritaz)

Im Frühtau zu Berge: Gipfel be­stim­men mit «Mont»

Die Hypertext Markup Language ist die Sprache des World Wide Web. Mit HTML und weiteren Technologien lassen sich Anwendungen erstellen, die wie gewöhnliche Webseiten geladen werden, aber Erstaunliches leisten. FHGR-Dozent Thomas Weibel hat sich in seinem Sabbatical im Herbstsemester 2022 an eine Augmented-Reality-Anwendung gewagt, die Berggipfel bestimmen kann.

Das World Wide Web, von Tim Berners-Lee 1989 als Konzept für eine zentrale Datenablage des «Cern» in Genf vorgeschlagen, war von Anfang an dazu angetan, Internet und Informatik zu revolutionieren. Mit dem Web stand zum ersten Mal eine offene Technologie zur Verfügung, die multimediale Inhalte über alle Plattformen und Geräte hinweg auszuspielen vermochte. Heute lassen sich mit der Auszeichnungssprache HTML, der Designsprache CSS und der Programmiersprache Javascript Applikationen realisieren, die komplexe Aufgaben zu lösen vermögen. Im Rahmen des Projekts «Mont» hat Prof. Thomas Weibel, Dozent am Studiengang «Multimedia Production», eine Augmented-Reality-Webapp für iPhones geschaffen, die in der Lage ist, Berggipfel zu erkennen und anzuzeigen. Für das Institut für Multimedia Production der FHGR ist das Projekt deshalb von Belang, weil es aufzeigt, wo die Möglichkeiten und die Grenzen der heutigen Webtechnik liegen.

«Mont» ist eine Mobile-only-Webseite mit lediglich 11 Kilobyte reinem Programmcode, die eine Kameraansicht der umgebenden Landschaft bietet, die lokale Topografie berechnet und die Namen aller sichtbaren Hügelkuppen und Berggipfel (einschliesslich ihrer Gipfelhöhe und Entfernung) anzeigt. Zusätzlich gibt ein Kompass die aktuelle Blickrichtung an, ein Höhenmesser die interpolierte Meereshöhe des aktuellen Standorts. «Mont» ist über die URL https://mont.thomasweibel.ch zugänglich und basiert auf Daten, die vom Bundesamt für Landestopografie als Open Government Data publiziert wurden: dem digitalen Höhenmodell der Schweiz sowie der Sammlung geografischer Namen der schweizerischen Landesvermessung. Die App nutzt keinerlei externen Code und wurde ausschliesslich mit Open-Source-Software erstellt.

Blick vom Medienhaus Chur auf Güllachopf und Felsberger Calanda.
QR-Code der AR-Applikation «Mont»

Blick vom Medienhaus Chur auf Güllachopf und Felsberger Calanda.

QR-Code der AR-Applikation «Mont»

Erfolgreicher Fehlschlag
«Mont» ist erst ein Prototyp. Die Webapp liesse sich jedoch für künftige Anwendungen in Tourismus, Kultur oder der öffentlichen Hand weiterentwickeln, die ortsgebundene Informationen vermitteln wollen (historische Informationen zu Gebäuden und Plätzen innerhalb eines Stadtgebiets; touristische Infrastruktur oder botanische/zoologische Informationen in einem Nationalpark, Wander- oder Skigebiet; Anbieter- oder Programminformationen auf einem grösseren Festival- oder Messegelände etc.). Die Stärke von «Mont» liegt darin, dass sich die vermittelten Informationen mit wenig Aufwand an beliebige Zwecke anpassen lassen: Ladengeschäfte, Restaurants, Museen – jede Art georeferenzierter Inhalte kann durch einen einfachen Austausch der zugrundeliegenden Daten direkt im Kamerastream des Handys angezeigt werden.

Dennoch muss die Entwicklung von «Mont» als erfolgreicher Fehlschlag bezeichnet werden. Die für Anwendungen im Bereich der erweiterten Realität unerlässliche Kompassfunktion – der Zugriff des Webbrowsers auf Daten über die absolute Ausrichtung des Smartphones im Raum – steht erst in Form einer experimentellen Javascript-Eigenschaft und erst für die Plattform iOS von Apple zur Verfügung. Daher ist die Webapp auf Android-Smartphones zurzeit noch nicht lauffähig. Trotz allem hat der Versuch gezeigt, dass die heutige Webtechnik weit leistungsfähiger ist, als herkömmliche Webpages gemeinhin vermuten lassen.

Thomas Weibel ist Professor für Media Engineering und Dozent am Institut für Multimedia Production der Fachhochschule Graubünden. Sein Bericht über die Technik hinter dem Projekt «Mont» kann hier heruntergeladen werden.

Anzahl Kommentare 0
Kommentare