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«Li­fe­Li­ke» – in­tel­li­gen­te Avatare für die im­mersi­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on

«Rund um KI-gestützte Avatare (AI-NPCs)» heisst das neuste Forschungsfeld des Departementes Angewandte Zukunftstechnologien (AZT). Einem Pilotprojekt hierzu wurde soeben ein Grundfinanzierungsantrag zugesprochen. Die beiden für das Projekt verantwortlichen Dozierenden am Institut für Multimedia Production (IMP), Elke Schlote und Philip Krüger, sind überglücklich und erzählen, was sie planen.

Die Initialzündung für das neue Forschungsfeld rund um KI-gestützte Avatare (AI-NPCs) geht auf drei voneinander unabhängige Impulse zurück, beschreiben Philip Krüger und Elke Schlote. Beide dozieren am Institut für Multimedia Production. Erstens gab es eine externe Anfrage aus der Unterhaltungsindustrie zur Entwicklung eines interaktiven KI-Avatars. Zweitens gab es ein internes Forschungsprojekt mit dem Ziel, KI-Avatare für therapeutische Anwendungen zu erproben. Und drittens kam die interne Anfrage hinzu, eine charakterbasierte Schnittstelle für Large Language Models (LLMs) zu entwickeln. «Dies untermauerte den wachsenden Bedarf an dieser Technologie und die Relevanz für das Institut, diese separiert zu entwickeln und erforschen», fassen beide zusammen. Dass der Grundfinanzierungsantrag der FH Graubünden bewilligt wurde, freut die beiden riesig – zeigt es doch, wie zukunftsgerichtet dieses Forschungsfeld ist.

Spielerisch Vorgehen

Der Name des Projekts macht zunächst stutzig. Was hat Albert Einstein damit zu tun? Oder AI (Amnesty International bzw. allenfalls Appenzell Innerrhoden)? Die beiden Forschenden schmunzeln. Beim Namen des Prototypen AInstein handelt es sich um ein sogenanntes Kofferwort. Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler verwenden diesbezüglich auch den Fachbegriff Kontamination: Brunch (Breakfast/Lunch), Kurlaub, jein, Baselelektrogrill oder aus der Pop-Welt Brangelina (Brad Pitt/Angelina Jolie) sind andere Beispiele für solche häufig spielerischen Verschmelzungen zweier Wörter.

Der Prototyp-Name wurde bewusst gewählt, ist zu erfahren. Um spielerisch auf den Anspruch auf intelligente, wissensvermittelnde Dialogsysteme hinzuweisen. Der Name unterstreicht somit zugleich den ersten Prototyp, der von einem virtuellen Albert Einstein, inspiriert wurde. «KI-gestützte Dialogsysteme setzen wir bereits in Projekten wie der immersiven Reise von Viagg-io für die Kommunikation in italienischer Sprache ein», sagt Elke Schlote. Die Neuheit im Forschungsbereichs «AI-NPCs» ist die Frage nach einer «Gesichtsgebung» und «Verkörperung» dieser Technologien – die KI bekommt buchstäblich ein Gesicht und eine Stimme und kann flexibel auf Gesprächsangebote und Fragen der Benutzerinnen und Benutzer reagieren.

Der AInstein-Prototyp stellt sich als Hologramm im Raum «life like» dar. Die Gespräche mit der Persönlichkeit eines «Albert Einstein» mit Körper, Gesicht und Stimme sind eindrücklich.

Die Ausspielung vom AInstein-Prototyp als Hologramm wird technisch über die Projektion auf sehr schnell drehende Rotoren (3D-Hologramm-Ventilatoren) möglich gemacht, erklärt Philip Krüger (rechts).

AI steht dabei für «Artificial Intelligence» (englisch für Künstliche Intelligenz), «NPC» steht für «Non-Playable Character», was auf Deutsch so viel bedeutet wie «nicht spielbarer Charakter». In Videospielen und in der Gaming-Kultur bezieht sich dieser Begriff auf Figuren oder Charaktere, die vom Computer gesteuert werden und nicht von einem menschlichen Spieler.

Im Rahmen eines Proof of Concept wurden AI-NPCs als ein neuartiges Medium positioniert, das medienkonvergente Funktionen erfüllt, erklären Schlote und Krüger.
«AI-NPCs dienen als interaktive Schnittstellen für Informationen und Medieninhalte, wie Nachrichten, Wetterberichte oder kuratierte Unterhaltung – vergleichbar mit der zunehmenden Nutzung von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT als Ersatz für klassische Suchmaschinen.»

Der von Philip Krüger und seinem Team am Institut für Multimedia Production (IMP) produzierte Prototyp «AInstein» steht exemplarisch für dieses Ziel, intelligente, wissensvermittelnde Dialogsysteme zu entwickeln, die eine sympathische Persönlichkeit mit Ausstrahlung haben.

Forschungsausblick

Die technologische Umsetzung des «AInstein» und weiterer AI-NPCs erfolgt plattformübergreifend: von Mixed-Reality-Umgebungen über holografische Displays bis hin zu browserbasierten Anwendungen, erklärt Philip Krüger. Ein zentrales Entwicklungsziel ist dabei die volle Datenkontrolle durch den Einsatz lokaler KI-Systeme zu gewinnen – unabhängig von cloudbasierten Anbietern. Diese Strategie wird durch die Entwicklung eigener Softwarekomponenten weiter gestärkt, was langfristige Unabhängigkeit sichert.

Künftige Forschungsfragen betreffen unter anderem die Rolle der Persona im Informationstransfer: «Inwiefern beeinflusst die äussere und charakterliche Gestaltung eines KI-Avatars die Aufnahme und Akzeptanz von Inhalten, selbst wenn das zugrunde liegende System identisch bleibt?», ist vom 43-jährigen Philip Krüger zu erfahren, der am 1. Mai zum dritten Mal Papa geworden ist.

AInstein-Projektleiter Philip Krüger (links) und Jan Fiess (IMP-Dozent für Interaktive Medien): Beide arbeiten daran, dem AInstein-Prototyp (hinten links) mit Reaktionsfähigkeit auszustatten, damit der AI-Avatar einen Dialog beginnen kann.

Zudem wird das Phänomen des Uncanny Valley – die potenzielle Irritation durch zu realistische, aber nicht ganz perfekte Avatare – eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung spielen.

Forschungsbedarf besteht auch dazu, wie eine sinnvolle Dialogführung mit den AI-NPCs strukturiert sein sollte – ein Anliegen der multimedialen Didaktik. Das ist der Forschungsbereich von Elke Schlote, die in die Projekte «Viagg-io», «IdiomVoice» und «AInstein» involviert ist. Seit Januar 2025 ist sie Professorin.

«Solcherart «lifelike» Gespräche haben das Potenzial, Wissen immersiv zugänglich zu machen. Aus diesem Grund braucht es Nutzerstudien zu den am Institut produzierten AI-NPCs», erklärt sie. «Zum einen, um zu verstehen, was es braucht, um zur Produktreife und einem sicheren Einsatz in der Öffentlichkeit zu kommen.» AI-NPCs seien aus Forschungssicht aber auch interessant, um zu klären, wie sich das Nutzungserlebnis aus Sicht verschiedener Nutzergruppen (Erwachsene, Jugendliche, Familien, Experten) von anderen, bekannten Medien, wie zum Beispiel audiovisuellen Clips, unterscheidet.

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