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«Immer weiter! Immer weiter!»

Abschluss des Studiums - Fixierung einer beruflichen Anschlusslösung - Sammlung von wertvollen Praxiserfahrungen.

Meine Herausforderungen im Sommer 2021 waren auch ohne die omnipräsente Corona-Pandemie vielseitig. Frei nach der chinesischen Weisheit «Willst du wissen, welcher Weg vom Berg herunterführt, musst du die Leute fragen, die von dort kommen.» habe ich im Zuge des FHGR-Mentoring-Programms Unterstützung gesucht und mit Seraina Schöb eine wunderbare Sparring-Partnerin gefunden.

Fragen über Fragen
Abgeleitet vom englischen Ausdruck «to spare with someone», was so viel wie «sich mit jemandem auseinandersetzen» bedeutet, bietet mir Seraina die gewünschte und wertvolle Unterstützung.

Mir war im Sommer 2021 noch vieles unklar:

  • Kann ich mein Sport Management Studium erfolgreich abschliessen?
  • Finde ich im Sommer 2022 eine passende berufliche Anschlusslösung?
  • Wo und wie kann ich wichtige Praxiseinblicke erhalten, sodass ich diesen beruflichen Schritt erfolgreich meistern kann?

Bei meiner Anmeldung zum Mentoring-Programm hegte ich leise Hoffnungen, Antworten auf meine Fragen zu finden. Spätestens nach dem Kick-Off-Meeting im September 2021 wurde mir klar, dass die amerikanische Autorin Michele Jennae mit ihrem nachfolgenden Zitat voll ins Schwarze traf:

«Netzwerken bedeutet nicht nur, Menschen miteinander zu verbinden. Es geht darum, Menschen mit Menschen zu verbinden, Menschen mit Ideen, und Menschen mit Möglichkeiten.»

Gemeinsam mit Seraina fixierte ich meine Ziele für das Mentoring-Programm, welches im Normalfall für ausgewählte Studentinnen und Studenten im letzten Studienjahr angeboten wird. Zwei konkrete Ziele standen für mich im Zentrum:

  • Persönliche Orientierung / Zukünftige Berufswahl
  • Einblicke in die Praxis

Als Leiterin Marketing/Kommunikation der Roland Arena Lenzerheide verfügt Seraina Schöb über optimale Voraussetzungen, um einem Sport Management Studenten möglichst viele Praxisinputs mit auf den Weg zu geben. So war es für mich klar, dass ich im Dezember 2021 mehrere Ferientage «opferte», um anlässlich der Winteruniversiade und der Tour de Ski Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn die Winteruniversiade coronabedingt abgesagt und meine geplanten Einsätze kurzfristig ins Wasser fielen, bot der Dezember 2021 unglaublich viele Impressionen.

«Wer hätte schon gedacht, dass…»
Den Spruch «Früher war alles anders…» kenne ich nicht nur aus meiner Kindheit, sondern nun auch aus der Praxis einer Grossveranstaltung. Ob eine Sportlerin «2G» oder «3G» Kriterien erfüllt, hätte bis vor ein paar Monaten noch niemand interessiert. Ob ein Helfer beim Zieleinlauf in der Helferkantine oder in einem Zelt essen muss, ebenso wenig. Das Beispiel zeigt auf, dass Grossveranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie auf verschiedensten Ebenen einen Mehraufwand zu leisten haben. Zusammen mit Seraina galt es über die Festtage das Akkreditierungsbüro der Tour de Ski aufrechtzuerhalten. Wurden früher alle Badges dem jeweiligen Helferchef oder der jeweiligen Teambetreuerin abgegeben, wurde diese Initialkontrolle in diesem Falle persönlich vorgenommen. Hunderte von Helferinnen und Helfern sowie Sportlerinnen und Sportlern wollten am Tag X aufs Wettkampfgelände, in ihren Helferbereich oder den zugeteilten Umkleideraum. Im Akkreditierungsbüro, welches bewusst ausserhalb des Wettkampfgeländes platziert wurde, stellten wir somit sicher, dass alle über die notwendigen Zutrittsberechtigungen verfügen und – ganz wichtig – sämtliche Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit umgesetzt werden. Was im ersten Moment einfach tönt, braucht eine fundierte Planung, optimale Vorbereitungen und am Tag X ein funktionierendes Helfer-System. Ich meine, wer hätte früher schon gedacht, dass man für einen freiwilligen Helfereinsatz geimpft oder genesen sein und je nach Funktion gar einen gültigen PCR-Test vorweisen muss? Ich glaube: niemand.

Bevor eine spezifische Akkreditierung vergeben wird, gilt es für jede Helferin und jeden Helfer eine individuelle Identitäts- und Zertifikatskontrolle zu vollziehen. (Quelle: Bernhard Aggeler)

Es braucht situative Führung
Meine Tage auf der Lenzerheide waren unglaublich lehrreich und zeigten mir in aller Deutlichkeit auf, dass es rund um einen Sportevent eine Vielzahl an Herausforderungen zu meistern gilt. In meiner beruflichen Tätigkeit beim Ostschweizer Fussballverband, wo ich schon den einen oder anderen Event organisiert hatte, sammelte ich seit dem Sommer 2015 viele Erfahrungen. Die Impressionen der Tour de Ski vervollständigen hierbei mein Puzzle und stellte so die Verbindung zwischen einem regionalen Event und einer Grossveranstaltung her.

Wieder und wieder kommen mir Michele Jennaes Worte in den Sinn. «Es geht darum, Menschen mit Menschen zu verbinden, Menschen mit Ideen, und Menschen mit Möglichkeiten.» Wie recht sie hat!

Es sind jedoch nicht nur die verschiedenen Abläufe oder Prozesse, welche mich beeindrucken. Immer wieder wurde mir vor Augen geführt, dass die menschliche Komponente unglaublich wichtig ist. Es gilt die Bedürfnisse der freiwilligen Helferinnen und Helfer zu kennen und letztlich bestmöglich in den Einsatz zu bringen. Das Stichwort hierbei: Leadership!

Bevor ich mich für ein Sport Management Studium entschieden habe, war ich insgesamt sieben Jahre im Dienste der Schweizer Armee. Als Berufsmilitär forderte und förderte ich Kader in deren Grundausbildung und lernte im praktischen Sinne, Menschen auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Für mich war zum Zeitpunkt des Studiumbeginns im September 2018 also klar, dass ich bereits über vielseitige Führungserfahrungen verfüge. Die Tage auf der Lenzerheide, aber auch die vier Jahre Studium, zeigten mir jedoch auf, dass ich noch lange nicht ausgelernt habe. Im Bereich «Leadership» gilt es möglichst situativ zu führen, egal ob man die Rekrutenschule absolvieren «muss» oder einen Helfereinsatz leisten «will».

Angekommen auf der Zielgerade
Im Zuge meines zweiten Zieles, der persönlichen Orientierung, entschied ich mich im November 2021 zur Durchführung einer Persönlichkeitsanalyse. Die sogenannte «Symbolon-Analyse», durchgeführt durch das Career Center der Fachhochschule Graubünden, hielt mir hierbei den Spiegel vor Augen und zeigte mir mögliches Entwicklungspotenzial. Fragen wie «Was für Werte oder Normen vertrete ich?» oder «Wie hole ich das Know-how meiner Unterstellten bestmöglich ab?» interessieren mich seit geraumer Zeit und wurden dank der Analyse aus einer komplett neuen Richtung beleuchtet. Auch wenn gewisse Erkenntnisse im ersten Moment neu oder auch unangenehm waren, so stellen sie einen wichtigen Bestandteil für meine zukünftige Entwicklung dar. Eine Entwicklung, dass bin ich mir heute sicher, welche nie fertig ist und vor allem in intrinsischer Manier vorangetrieben werden muss.

Motivierend kommt hinzu, dass ich meine Fähigkeiten ab April 2022 an einer neuen Wirkungsstätte unter Beweis stellen darf. Nach je sieben Jahren bei der Schweizer Armee und beim Ostschweizer Fussballverband sowie bald vier Jahren als Sport Management Student darf ich die «Leitung Sport» der Stadt Weinfelden übernehmen. Die Stelle beinhaltet nicht nur organisatorische Belange, sondern auch die personelle Führung von mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mehreren Sportanlagen. Eine unglaubliche Herausforderung, in welcher ich meine Erfahrungen aus dem Militär, dem Fussballverband, aber auch aus dem Studium versuche optimal einzubringen. Speziell die Erfahrungen aus den letzten Monaten stellen hierbei einen zentralen Bestandteil dar.

Und so bin ich nur definitiv angekommen auf meiner ganz persönlichen Zielgerade. Zurückblickend auf meine eingangs beschriebenen Herausforderungen, kann ich stolz behaupten, dass ich im Laufe der letzten Monate wertvolle Praxiserfahrungen sammeln konnte und sogar früher als gedacht eine passende berufliche Anschlusslösung finden konnte. Es bleibt demnach übrig: der erfolgreiche Abschluss des Studiums. Dabei kommt mir eine spezielle Szene aus der Fussball-Bundesliga in den Sinn. Das Magazin «Focus» beschreibt die Situation aus dem Jahr 2001 folgendermassen:

Es läuft die 90. Minute des letzten Meisterschaftsspiels des FC Bayern beim Hamburger SV. Die Gastgeber erzielen die Führung. Bayern hat die Meisterschaft verloren, so scheints, weil nur ein Unentschieden den Titel bringt. Viele Münchner Profis schienen schon zu resignieren. Oliver Kahn rast wie ein Derwisch zum Schiedsrichter. Fragt: «Wie lange noch?» «Drei Minuten», antwortet Referee Markus Merk. Kahn sprintet zu seinen Kollegen, schreit: «Drei Minuten, los, drei Minuten!!!» Bayern dreht tatsächlich auch dieses Ding, Ausgleich in der 94. Minute. Titel, Triumph, Tränen.

Und Kahn? Rast wie von Sinnen zu Trainer Ottmar Hitzfeld, umarmt ihn und schreit: «Niemals aufgeben! Immer weitermachen! Immer weiter! Immer weiter!»

Falls sie sich noch immer fragen, was ich als Erfolgsrezept für den Studiumsabschluss und meine darauffolgenden Herausforderungen sehe? Sie finden meine Antwort im Titel des Blog-Beitrags.  

Auch dank dem Mentoring-Programm konnte der Wiedereinstieg ins Berufsleben erfolgreich sichergestellt werden. (Quelle: Bernhard Aggeler)

Bernhard Aggeler studiert Sport Management an der Fachhochschule Graubünden.

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