Die Digitalisierung stellt touristische Destinationen vor grosse Herausforderungen. Mit dem ATI-Framework des Instituts für Tourismus und Freizeit (ITF) der FH Graubünden wird ein strukturierter Ansatz geboten, um Projekte effektiv zu planen, Ressourcen optimal zu nutzen und die Zusammenarbeit zu verbessern. Workshops unterstützen Akteure dabei, die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben.
Die Digitalisierung von Tourismusdestinationen stellt viele Beteiligte vor grosse Herausforderungen, besonders wenn öffentliche und private Akteure zusammenarbeiten sollen. Häufig scheitern Projekte zur Entwicklung von Datenökosystemen daran, dass die verschiedenen Interessen und Zielsetzungen der Beteiligten nicht ausreichend aufeinander abgestimmt sind. Hier setzt die Forschung des Instituts für Tourismus und Freizeit (ITF) an. Durch die Entwicklung eines standardisierten Prozesses zur Planung und Koordination solcher Projekte ermöglicht das Institut, dass alle Beteiligten effektiv zusammenarbeiten und die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen können, während gleichzeitig das Risiko minimiert wird.
Das ATI-Framework (Applied Tourism Intelligence Framework) ist speziell darauf ausgelegt, die komplexen Anforderungen bei der Entwicklung von Digitalisierungsprojekten in touristischen Destinationen zu adressieren. Es umfasst drei zentrale Phasen: Gemeinsame Initiierung, Mittelorientierte Entwicklung und Zielorientierte Rollenverteilung. In der ersten Phase geht es darum, zwischen den unterschiedlichen Akteuren einen Konsens zu erzielen. Dies geschieht durch die Identifikation und den frühzeitigen Umgang mit bestehenden Ressourcen und potenziellen Risiken. In der zweiten Phase liegt der Fokus darauf, realistische Projektziele basierend auf den verfügbaren Mitteln zu definieren und marktfähige Anwendungen zu entwickeln. Die dritte Phase gewährleistet eine klare Zuweisung der Verantwortlichkeiten, um den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern. Durch diese strukturierte Vorgehensweise unterstützt das ATI-Framework eine effiziente Zusammenarbeit und reduziert die Risiken für alle Beteiligten.
Um die Vorteile dieser Forschung in die Praxis zu übertragen, bietet das Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) Workshops an, die auf dem ATI-Framework basieren. Diese Workshops sollen dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren in einer Destination zu stärken und die Digitalisierung im Tourismussektor weiter voranzutreiben. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Grundlagen dieses Frameworks und zeigt anhand einer Fallstudie, wie es bereits erfolgreich zur Förderung der Digitalisierung in Davos eingesetzt wurde.
Das aktuelle Ziel des ITF ist es jetzt, das bestehende System zwecks Messung und Vorhersage von Gästeströmen der Destination Davos Klosters, in weiteren Destinationen in Graubünden zum Einsatz zu bringen. Dabei sollen neue, destinationsspezifische Anwendungsfälle erkundet und ein Instrument zur einheitlichen Definition, Schulung und Verankerung von Datenverwaltungsprinzipien (Data Governance) entwickelt werden. Mittels der Anbindung von weiteren Projektpartnern in einem Datenökosystem wird einerseits die Vorhersage der zu erwartenden Gästezahlen für alle Beteiligten präziser und andererseits bietet sich die Möglichkeit zur Vorhersage von weiteren unternehmensrelevanten Variablen (bspw. Auslastung von Skigebieten, Stau-vorhersagen, Frequenzen an Bahnhöfen, etc.). Gleichzeitig bietet das Projekt die Chance, die Grundlagen für eine interorganisationale Datenverwaltung im Tourismus zu studieren und die notwendigen Kontrollmechanismen, Zusammenarbeitsformen und Datenerfassungsvorlagen für die Branche zu etablieren. Dabei ergeben sich weitere Anwendungsbereiche für den bündnerischen Tourismussektor:
- Einfache und sichere Zusammenarbeit mit Leistungsträgern in Datenverarbeitungsprojekten
- Kosteneinsparungen dank bedarfsgerechter Ressourcen-Planung
- Optimierung der Personal- und Wartungsplanung einzelner Betriebe
- Erkennen und Erfassen der Gästeströme innerhalb von Parametern wie Destinationen oder Routen
- Steigerung der Kundenzufriedenheit durch transparente Kommunikation betreffend Wartezeiten
- Langfristige Sicherstellung von Daten- und Vorhersagequalität
- Schnelle Integration von Unternehmen in das Ökosystem dank einheitlichen Datenverwaltungsrichtlinien.
Zurzeit nimmt das Projekt noch weitere Destinationen auf. Interessierte können sich bei der Projektleitung melden.
Dr. oec. HSG Mauro Luis Gotsch ist wissenschaftlicher Projektleiter am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) der FH Graubünden.