Neben Buchungsplattformen wie z.B. Booking.com, Expedia und airbnb haben sich auch sogenannte «X-Reiseveranstalter» im Markt etabliert. Mittels Dynamic Packaging gehen diese individuell auf die Wünsche der Gäste ein und entwickeln personalisierte Angebote aus einzelnen Reisebestandteilen unterschiedlicher Anbieter (z.B. Anreise, Unterkunft und Aktivitäten/Erlebnisse).
Mit dem durch Innosuisse geförderten Forschungsprojekt «Online-Buchungstool für Gruppenreisen» der HTW Chur und Graubünden Ferien ist eine bisher fehlende X-Plattform entwickelt worden. Potentielle Gäste haben damit die Möglichkeit, individualisierbare Pakete selbst zu schnüren und zu buchen. Dadurch sollen neue Gäste für Graubünden gewonnen und die Auslastung von Hotel-, Gastronomie- sowie weiteren touristischen Betrieben erhöht werden.
Basierend auf einer Befragung von knapp 2’000 Vereinsgruppenreisenden sowie Interviews und Workshops mit touristischen Anbietern wurde ein Prototyp für das Dynamic Packaging für Gruppenreisen entwickelt. Auf der neuartigen Plattform www.gruppen.graubuenden.ch erfasst die Person, welche die Gruppenreise organisiert, die Interessen und Bedürfnisse der Reisegruppe. Daraufhin wird durch die Plattform eine Hauptaktivität in Graubünden empfohlen. Ausgehend von dieser wird anschliessend eine Unterkunft in der Nähe der Aktivität vorgeschlagen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, weitere Aktivitäten hinzuzufügen, sich für eine andere Unterkunft zu entscheiden oder die Reise weiter zu individualisieren.
Im Unterschied zu existierenden Buchungsplattformen stehen beim Dynamic Packaging für Gruppenreisen die Interessen der Gruppe und nicht eine Region, Destination oder ein konkreter Ort im Vordergrund. Neben sportlichen Aktivitäten wie Genusswanderungen, Wassersport- oder Teamerlebnisse (z.B. Seilparks) planen derzeit potentielle Gäste auf der Plattform vor allem Reisen im Sommer, welche ebenfalls Erlebnis-Bahnfahrten, Bergbahnfahrten oder den Besuch von Restaurations- und Degustationsbetrieben beinhalten.
Die gesammelten Nutzungsdaten der Plattform können einerseits zukunftsorientiert genutzt werden, um wertvolle Erkenntnisse zum Informations-, Buchungs- und Reiseverhalten von Gruppenreisenden zu generieren. Eine zielgruppenspezifische Weiterentwicklung von Aktivitäten kann darauf aufbauend beispielsweise anhand des Design Thinking Ansatzes erfolgen. Dabei werden unternehmensspezifische Herausforderungen gelöst oder Ideen entwickelt, welche den Gästen einen langfristigen Mehrwert bietet.
Mittels maschinellen Lernens kann andererseits das Empfehlungssystem der Plattform erweitert werden. Beispielsweise können «Reiseklassiker» je nach Präferenzen der Gruppe inhaltsbasiert (ähnliche Angebote) oder kollaborativ (ähnliche Reisegruppe) vorgeschlagen werden.
Das vielfältige und hochwertige touristische Angebot im Kanton Graubünden würde damit individuell noch mehr überzeugen und ein Bereich des Potentials der digitalen Transformation im Tourismus in Graubünden ausschöpfen.
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Prof. Corsin Capol und Christopher Jacobson
Corsin Capol ist Professor für Informatik am Institut für Photonics und ICT (IPI).
Christopher Jacobson ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF).