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Durch das Men­to­ring­pro­gramm dem Schwei­zer Pro­fi­fuss­ball nä­her­ge­kom­men

«Wanja nimmt sich gerne Zeit für dich!» Als mein Mentor Pascal Kesseli, Verwaltungsratspräsident der People+Culture Group AG, so auf meine E-Mail antwortet, ist meine Vorfreude gross. Denn damit erhalte ich die Zusage für ein Treffen mit dem CEO des Schweizer Fussballvereins Young Boys Bern, Wanja Greuel.

So kommt es, dass ich am Donnerstagmorgen, 11. Januar 2024 frühmorgens aufstehe, und mich für die Begegnung mit Wanja bereit mache. Treffpunkt ist um 09:00 Uhr im Restaurant «Eleven» im Berner Wankdorfstadion. Um 05:16 Uhr fährt der Zug, den will ich auf keinen Fall verpassen. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Wie soll ich mich verhalten? Wie soll ich Wanja begrüssen? Wie ist Wanja persönlich? Werde ich rechtzeitig ankommen?

Als ich in den Zug einsteige, ist dieser fast menschenleer. Nach und nach aber füllt sich das Abteil. Während der Zugfahrt nach Bern informiere ich mich über Wanja, die Young Boys und den Schweizer Fussball im Allgemeinen. Denn trotz meiner Vorbereitung hoffe ich, noch Informationen über aktuelle Themen zu finden, um die eine oder andere «spontane» Frage stellen zu können.

08:33 Uhr: Ankunft am Bahnhof Wankdorf in Bern. Zu Fuss sind es noch etwa fünf Minuten bis zum Berner Wankdorfstadion. Dort angekommen dauert es nicht lange, da läuft mir ein sympathischer Mann entgegen. Er ist gut gekleidet, trägt seine Haare nach hinten gekämmt und schaut mich mit einem sympathischen Blick an. Es ist Wanja Greuel. «Ciao, ich bin Wanja! Bist du extra wegen mir von Chur hergereist?», fragt er mich fast ein wenig erstaunt. «Wenn das so ist, stehe ich ein wenig unter Druck», antwortet er und lächelt.

Wir setzen uns an den Tisch und bestellen etwas zu trinken. Aufgrund meiner Müdigkeit bestelle ich einen Espresso, der schon nach wenigen Minuten seine Wirkung zeigt. Wanja hat einen spannenden beruflichen Werdegang. Er hat – wie ich – studiert und ist ebenfalls fussballaffin. Wanja ist nicht «nur» CEO des Fussballvereins Young Boys Bern, sondern auch Vizepräsident des Komitees der Swiss Football League und Vorstandsmitglied der European Club Association (ECA). Die ECA vertritt die Interessen aller europäischen Fussballclubs gegenüber verschiedenen Stakeholdern und hat über 500 Mitglieder.

Wanja und ich unterhalten uns von Anfang an über verschiedene Themen. Natürlich interessiert mich vor allem, wie er zu seiner Funktion als CEO eines der grössten Schweizer Fussballvereine gekommen ist und welche Tipps er mir für meine Karriere mitgeben kann. Dazu hat Wanja eine klare Meinung: Einerseits sei es enorm wichtig, ein Netzwerk aufzubauen. Andererseits sei es genauso wichtig sich einen Namen zu machen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – dazu brauche es oft eine Portion Glück. Bevor Wanja seine Stelle als CEO bei den Young Boys antrat, war er zehn Jahre lang anderweitig beschäftigt, unter anderem bei einer Sportvermarktungsagentur im Kanton Bern. Erst danach befand er sich – wie er selbst sagt – zur richtigen Zeit am richtigen Ort und bekam die Chance, sein Know-How und Können im Fussballbusiness unter Beweis zu stellen.

Ebenfalls interessiert mich seine Mitgliedschaft im 30-köpfigen Vorstand der European Club Association. «Wie kommt man dazu?», frage ich ihn. Wanja habe als Vertreter der Young Boys Bern an einer Generalversammlung der European Club Association teilgenommen. Damals habe er sich in einem Workshop kritisch zu verschiedenen Themen geäussert. Andrea Agnelli, der damalige Präsident der European Club Association, habe dies mitbekommen und Wanja daraufhin eingeladen, sich für das Abendessen zu sich an den Tisch zu setzten. Durch diesen Kontakt sei Wanja in den Kreis der «powerful people» gewählt worden. «Wie fühlt man sich, wenn Andrea Agnelli einen an seinen Tisch bittet?», will ich wissen. «Menschen wie Agnelli sind wie du und ich. Aber ein bisschen nervös wird man schon, wenn neben einem wichtige Leute aus diversen europäischen Top-Clubs sitzen.» Genau meine Welt, denke ich.

Als CEO bei den Young Boys hat Wanja verschiedene verantwortungsvolle Aufgaben. Ich will konkret wissen, wie sein Berufsalltag aussieht. Wanja zückt seinen Laptop, öffnet das Organigramm des Vereins und erklärt mir im Detail, wie alles funktioniert und was seine Aufgaben sind. Er beschäftigt sich in seiner Funktion als CEO vor allem in den Bereichen Marketing, Sponsoring, Finanzen und Human Resources Management. In seinen Ausführungen zeigt er mir die Bereiche konkreter auf und erklärt mir, wie die Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche funktioniert. Ich merke, wie sehr Wanja für seine Arbeit brennt und wie viel Spass ihm diese Tätigkeiten bereiten. Und mir wird bewusst, dass dies ein weiterer wichtiger Faktor ist, um im volatilen Profifussballgeschäft zu «überleben».

Young Boys Bern war der erste Schweizer Verein im Profifussball, der im Bereich Fan-Engagement eine Zusammenarbeit mit einem weltweit bekannten Unternehmen eingegangen ist. Die Fans können sogenannte Tokens kaufen und erwerben damit das Recht, den Verein mitzugestalten. Doch was bietet der Verein seinen Fans ausser den virtuellen Tokens? Wanja zeigt mir die Möglichkeiten auf. Es gehe vor allem um personalisierte und massgeschneiderte Angebote für jeden einzelnen Fan, sagt er. Jeder Fan solle sich «besonders» fühlen. So arbeite der Verein zum Beispiel mit einem Data-Mining-Unternehmen zusammen, das unter anderem Auswertungen vornehme, damit der Verein seine Fans bestmöglich und individuell ansprechen kann. Als Paradebeispiel nennt Wanja einen individualisierten Newsletter, auf dem unter anderem ersichtlich ist, wie oft man als Fan im Stadion war und welche Tore man live im Stadion miterlebt hat. Diese Art der Individualisierung hat mich überrascht, obwohl ich sie auch aus meinem eigenen «Fan-Sein» kenne.

Zuletzt will ich von Wanja wissen, wie er die Zukunft des Vereins sieht. Welche Wünsche er hat, welche Projekte anstehen und wo er den Verein in fünf Jahren sieht. Dies sind meine letzten Fragen an ihn. Auch hier steht Wanja Rede und Antwort und gibt zu, dass es sportlich bereits sehr gut läuft und es schwierig sein wird, noch erfolgreicher zu werden. Wirtschaftlich stehen bei den Young Boys wichtige und richtungsweisende Projekte an, welche die Zukunft für die nächsten 20 bis 30 Jahre prägen könnten.

Abschliessend kann ich sagen, dass ich mit Wanja einen sehr spannenden, ehrlichen und direkten Gesprächspartner hatte. Er konnte viele meiner Fragen beantworten und ich werde vor allem die persönlichen Tipps für meinen beruflichen und privaten Werdegang mitnehmen und gerne an dieses Gespräch zurückdenken. Ein grosses Dankeschön an meinen Mentor Pascal Kesseli, der mir sein Netzwerk zur Verfügung gestellt und mir so dieses Treffen ermöglicht hat. Vielen Dank auch an Wanja Greuel für seine Zeit und an die gesamte YB-Organisation für die Koordination des Termins. Ich bin überzeugt, dass die Young Boys auch in den nächsten Jahren sportlich und wirtschaftlich an der Spitze des Schweizer Fussballs mitspielen werden.

Über den Verein: Die Young Boys Bern sind ein Schweizer Fussballverein. Der Verein wurde 1898 gegründet und ist einer der ältesten Fussballvereine in der Schweiz. Die Heimspiele trägt der Verein im Wankdorfstadion aus, einem der grössten Stadien in der Schweiz. In den letzten Jahren haben die Young Boys eine starke Entwicklung erlebt, einschliesslich des Gewinns mehrerer aufeinanderfolgender Schweizer Meisterschaften (letzter Titel in der Saison 2022/23). Mit 16 Schweizer Meistertiteln stehen sie in der ewigen Rangliste an vierter Stelle.

Mariano Nisticò studiert Sport Management an der FH Graubünden und steht kurz vor seinem Bachelorabschluss.

Mehr Informationen auf FHGR-Mentoringprogramm. Riccarda Ryffel ist verantwortlich für das Mentoringprogramm der FH Graubünden.

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