Die Tourismusbranche wird geradezu geflutet von neuen Apps, Portalen, Tools und Interfaces. Startups mit neuen Ideen schiessen wie Pilze aus dem Boden, etablierte Lösungsanbieter transferieren Produkte bzw. Geschäftsmodelle in die digitale Welt, und die «Big Five» (Apple, Google, Facebook, Microsoft und Amazon) legen ein atemberaubendes Entwicklungstempo vor oder schnappen sich einfach die aussichtsreichsten Tech-Firmen.
Bei allen diesen Neuerungen den Überblick zu behalten fällt schwer, denn mit unserer menschlichen Vorstellungskraft bewegen wir uns in einem linearen Denkmodell, aber die meisten Innovationen im Digitalbereich vollziehen sich mit exponentiellem Wachstum. Tourismusunternehmen haben Mühe zu erkennen, wo man den Hebel ansetzen muss, um den grösstmöglichen Mehrwert für den Gast und den besten Quick-Win fürs eigene Geschäft zu realisieren. Unbestritten ist eine sehr gute Online-Präsenz, mit einer laufenden Anpassung von Features und Layouts, zwingend notwendig, aber dies reicht bei Weitem nicht aus. Je nach Teilbranche und eigener Digitalisierungsreife sind andere Prioritätensetzungen gefragt. Sei es bei der Verbesserung der Datengewinnung und /-analyse, der Einbindung digitaler Vertriebslösungen, der Umsetzung von Multi-Channel-Strategien, der Prozessdigitalisierung bei Beschaffung und Personal oder der Verbindung von Systemen.
Hinsichtlich dieser Digitalisierungsreife geht die Schere bei den Tourismusbetrieben weitauseinander, sei es vom reaktionsgetriebenen Anwender bis hin zum Digital Champion. Wobei gerade die Digitalisierung einen immensen Beitrag leisten kann, um relativ schnell und kostengünstig die Betriebsleistung zu verbessern und die Probleme unserer fraktionierten, kleinbetrieblichen Tourismusstrukturen durch digitale Kooperationen zu überwinden. All diejenigen Tourismusbetriebe, die sich jetzt noch hinten dran wähnen, können durch gezielten Kompetenzaufbau und clevere Massnahmen schnell an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, sofern sie ihre Prioritäten richtig setzen und ihr Know-how systematisch aufbauen. Sogar die First-Mover, welche in der Regel stark von der Digitalisierung profitieren, benötigen das richtige Wissen, um ihre Marktposition zu halten und nicht in die Beschleunigungsfalle zu treten, d.h. Entwicklungen vorwegzunehmen, die derzeit (noch) nicht am Markt gefragt sind.
Wichtig für die erfolgreiche Bewältigung des digitalen Wandels ist die eigene «digital readiness» zu kennen, seine Ziele richtig festzulegen und die Umsetzungsschritte mit geeigneten Partnern in die richtige Reihenfolge zu bringen. Dies bedingt, sich ein solides Wissen über die Digitalisierung anzueignen und es laufend aktuell zu halten, um die Spreu vom Weizen trennen zu können. Denn nicht alles was bei der Digitalisierung machbar ist, ist – zumindest im Moment – sinnvoll.
Für mehr zur Digitalisierung im Tourismus laden wir Sie ein, an der Digitaltour Tourismus 4.0 in Chur, Davos, Samedan, Laax oder Scuol teilzunehmen oder sich mit dem CAS Tourismus 4.0 weiterzubilden.
Prof. Norbert Hörburger
Prof. Norbert Hörburger ist am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) als stellvertretender Leiter Forschung & Dienstleistung sowie als Leiter Weiterbildung beschäftigt. Er ist für den Aufbau des Weiterbildungsangebots CAS Tourismus 4.0 verantwortlich, das im Mai 2019 startet.