Milena Caderas schreibt nicht nur an ihrer Masterarbeit für die Fachhochschule Graubünden, ein Überlieferungskonzept nicht-staatlicher Bestände des Staatsarchivs Graubünden, eben ist ihr erster Roman «Fräulein Bühler hat noch Fragen» erschienen.
Soll ich einen Text über die Arbeit an meinem ersten Roman schreiben, tue ich mich mit der Aufgabe schwerer als mit (fast) jedem journalistischen Text, den ich je veröffentlicht habe. Und im Journalismus habe ich jahrelang gearbeitet, bevor ich die MAS-Information-Science-Ausbildung an der Fachhochschule Graubünden begonnen habe.
Am Anfang stand die Freude an Geschichten und am Schreiben. In den vergangenen Jahren hat sich die Vorliebe konkretisiert und manifestiert. So habe ich etwa verschiedene Kurse in Kreativem Schreiben Kurse besucht. In erster Linie ging es um den Austausch mit den Dozierenden und anderen Schreibenden. Auf dem Weg zur Veröffentlichung gab es unzählige weitere Schritte. Auf jeden Fall zog sich der ganze Prozess lange hin.
Als Reaktion auf die Publikation werde ich öfters mit einigen Fragen konfrontiert.
Wie ich auf die Idee kam?
Zuerst hatte ich eine junge Frau im Kopf, die um ihren Platz in der Welt kämpft. Dann hörte ich von Arrestzellen im Dachstock des Rathauses in der Churer Altstadt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort polnische Internierte festgehalten, die sich nicht an die strengen Regeln im Umgang mit der Zivilbevölkerung hielten. So zeichnete sich nach und nach die Familiengeschichte der Bühlers ab.
Warum ausgerechnet eine historische Geschichte?
Eine historische Geschichte zu erzählen, ist besonders anspruchsvoll. Wer sich auf das Abenteuer historischer Roman einlässt, muss sich klar machen, welchen Recherche-Aufwand das mit sich bringt. Zum zentralen Begriff wurde für mich: Plausibilität. Die Figuren und Geschichte sind fiktiv, trotzdem sollten sich ihre Leben an historischen Fakten und Daten orientieren.
Wie sahen die Recherchen aus?
Die Recherchen waren sehr intensiv – zeitlich, aber auch sonst. Ich war nicht nur in verschiedenen Archiven oder habe mit Zeitzeugen gesprochen. Ich bin auch nach Warschau gereist. Irgendwann wird der Punkt erreicht, hinter dem es kein zurück mehr gibt. Einfach weil schon so viel an Zeit und Herzblut investiert wurde.
Was war die grösste Herausforderung?
Es gab immer wieder Durststrecken. Auch Zweifel haben die ganze Zeit an mir genagt und tun es immer noch. Nicht alles ist gleich gut gelungen. Wichtig war es für mich, den Blick auf das Wesentliche und nach vorne zu richten.
Gab es im ganzen Prozess einen Höhepunkt?
Ein schöner Moment war sicher die Vernissage in der Stadtbibliothek Chur. Es war unvorstellbar toll, die Publikation mit so vielen lieben und interessierten Menschen zu feiern. Ein weiterer Höhepunkt sind all die Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern, die mir von Ihren Leseerfahrungen berichten. Während des ganzen Prozesses gab es mehrere grössere und kleinere Höhepunkte.
Was hat das Romanprojekt mit dem MAS-Information-Science-Studium zu tun?
Da kann ich nur wenig Überschneidungen erkennen. Ein Roman-Projekt verlangt ein enormes Mass an Selbstständigkeit. Speziell bei der Abschlussarbeit ist das auch wichtig. Darüber hinaus bleibt mir die Hoffnung, dass «Fräulein Bühler hat noch Fragen» gerade auch in öffentlichen Bibliotheken, die wir im Studium aus unterschiedlichen Blickwinkeln angeschaut haben, Beachtung findet.
Was es braucht es, um ein solches Projekt zu realisieren?
Ich würde sagen: Freude an der Sprache, Empathie und Durchhaltewille, Durchhaltewille, Durchhaltewille.
Nun ist das «Fräulein Bühler» flügge geworden. Die Vernissage wurde ihr grosses Fest. Und ich bleibe im leeren Nest zurück. Aber ich bin auch stolz, wie es sich behauptet.
Milena Caderas ist MAS-Studentin im Fachbereich Information Science. Diesen Frühling erscheint im Antium Verlag ihr erster Roman:
Fräulein Bühler hat noch Fragen
Antium Verlag KLG
ISBN: 978-3-907132-24-1