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Die Kunst der Be­wer­tung von In­no­va­ti­ons­ideen: Eine Master Thesis öffnet neue Wege

In einer Welt, in der Innovation den Wettbewerb antreibt, ist die Bewertung von Innovationsideen entscheidend. Eine Master Thesis schafft neue Perspektiven, indem sie eine methodische Vorgehensweise entwickelt, um die Marktreife und das Marktpotenzial von Innovationsideen zu beurteilen.

Die entwickelte methodische Vorgehensweise von Tamara Weber aus dem Masterstudienrichtung New Business, ist eine strukturierte Methode zur Bewertung von Innovationsideen hinsichtlich ihrer Marktreife und des potenziellen Marktes. Sie basiert auf bestehender Literatur und Erkenntnissen aus Experteninterviews. Die Vorgehensweise ist in mehrere Phasen unterteilt und kann von Ideeninhabenden oder anderen Personen im Unternehmen durchgeführt werden, die Zugang zu den benötigten Informationen haben.

Grundlage
Die Vorgehensweise baut auf der Erkenntnis auf, dass viele Entscheidungen über Innovationsideen intuitiv getroffen werden. Ziel ist es, durch die methodische Vorgehensweise eine optimale Hilfestellung für die Einschätzung der Marktreife und des Marktpotenzials zu geben.

Ziel
Ziel ist es, ein einfaches, wissenschaftlich fundiertes Verfahren zu entwickeln, das in Unternehmen etabliert und regelmäßig angewendet werden kann, um eine unternehmensinterne Wissensbasis aufzubauen.

Phase 0 – Persönliche Erstbewertung
Diese Phase umfasst die Verschriftlichung der persönlichen Erstbewertung der Innovationsidee. Sie beinhaltet die Beschreibung der Idee, Personasbeschreibung und eine Einschätzung zum Strategie-Match.

Phase 1 – Kognitive Fehler aufdecken
In dieser Phase werden kognitive Fehler identifiziert, die die Entscheidungsfindung beeinflussen können. Methoden wie «Five Whys», die Analyse der Beziehungen zu Ideengebern und das Prinzip «Consider the Opposite» werden angewandt.

Phase 2 – Nachfrage und Neuartigkeit
Diese Phase fokussiert sich auf die Einschätzung der Nachfrage und Neuartigkeit der Innovationsidee. Durch Google- und Patentrecherchen wird überprüft, ob ähnliche Lösungen existieren und wie das Kernproblem derzeit gelöst wird.

Phase 3 – Machbarkeit
Die technische, rechtliche und wirtschaftliche Machbarkeit der Innovationsidee wird bewertet. Die technische Machbarkeit wird mittels einer umgekehrten TRIZ-Methode analysiert, während rechtliche Aspekte durch Patent- und Produktrechtsprüfungen abgedeckt werden. Die wirtschaftliche Machbarkeit wird im Hinblick auf die aktuelle Innovationsfähigkeit des Unternehmens beurteilt.

Phase 4 – Simulationsrechnung
Mithilfe eines Exceltools wird eine Simulationsrechnung durchgeführt. Diese Rechnung beruht auf Annahmen und bietet einen ersten Einblick in die quantitativen Aspekte der Innovationsidee, einschließlich Kosten und erwarteter Umsätze.

Phase 5 – Zusammenfassung und Gewichtung der Erkenntnisse
In der letzten Phase werden alle Erkenntnisse und Einschätzungen zusammengefasst und gewichtet. Dies erfolgt durch ein System aus positiven, negativen und neutralen Argumenten, ein Punktesystem und die Berücksichtigung der finanziellen Ergebnisse der Simulationsrechnung.

Anwendung bei Sonova
Die Methodik wurde bei der Sonova Holding AG angewandt und über verschiedene Phasen hinweg auf ihre Praktikabilität hin überprüft. Dabei wurden die verschiedenen Phasen durchlaufen, einschließlich der Erstbewertung, der Aufdeckung kognitiver Fehler, der Einschätzung von Nachfrage und Neuartigkeit, der Machbarkeitsprüfung und der Simulationsrechnung.
Die methodische Vorgehensweise ermöglicht eine strukturierte und fundierte Einschätzung von Innovationsideen und unterstützt Unternehmen dabei, evidenzbasierte Entscheidungen über die Weiterverfolgung von Innovationsprojekten zu treffen.

Dieter Conzelmann ist Studienleiter der Masterstudienrichtung Sustainable Business Development an der FH Graubünden. Dieser Blogbeitrag basiert auf der Master Thesis von Tamara Weber (Masterstudienrichtung New Business).

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