Seit vielen Jahren beobachte und begleite ich Transformationsprozesse in Unternehmungen. Die Notwendigkeit, in diese Transformationsprozesse einzusteigen, war noch nie so herausfordernd wie heute. Mitten und nach der Pandemie – in Zeiten von Lieferengpässen durch Krieg, unterbrochenen Lieferketten sowie fehlenden Absatzmärkten – sind wir gezwungen, die vier grossen Transformationen der nächsten 30 Jahre ernst zu nehmen. Die verborgenen Chancen für die Unternehmungen waren auch noch nie so gross wie heute.
Die 4 wichtigsten Transformationen der nächsten 30 Jahre:
– Die digitale Transformation
– Die ökologische / nachhaltige Transformation
– Die geopolitische / demografische Transformation
– Die Gesundheitstransformation
Die digitale Transformation
Aktuell sind nach wie vor viele Unternehmungen damit beschäftigt herauszufinden, welche Vorteile ihnen die digitale Transformation bringen könnte. Welche Geschäftsmodelle wie geändert werden sollten, um betriebswirtschaftlich sinnvolle Ergebnisse daraus zu erzielen. Bereits in 2010 habe ich mich den Herausforderungen der digitalen Transformation gestellt und in 2017 den Award «100 Standorten für Industrie 4.0 in Baden-Württemberg» für die entwickelten digitalen Geschäftsmodelle erhalten. Digitale Geschäftsmodelle beginnen meist nicht auf der technologischen Ebene, sondern auf Geschäftsmodell Ebene und die Technologie folgt dem Geschäftsmodell. Als Informatiker hatte ich auch zu Beginn den Gedanken es wäre andersherum. Die schmerzvolle Erkenntnis war jedoch, dass der Ansatz über die Technologie viel Geld und Zeit kostet und am Ende kein Profit erzeugt. Ich kenne viele Unternehmen, die zuerst den Fokus auf die Datenanalyse und die Entwicklung von Sensorik setzen und dabei den Fokus auf den Mehrwert für sich selbst und den Kunden verlieren. Kennen Sie diese Szenarien auch? Meine Meinung: Starten Sie mit den Mehrwerten für Ihr Unternehmen und Ihre Kunden und bauen Sie daraus ein Geschäftsmodell, an dem Ihre Kunden und Sie selbst Freude haben.
Wie das geht?
Hierzu habe ich einen Innovationsprozess mit Tools zusammen mit Sabine Sohn entwickelt, welchen wir in einem Workbook für Sie zusammengestellt haben.
In all meinen Unternehmungen, in denen ich tätig war, habe ich die Methode erfolgreich eingesetzt für die Entwicklung neuer innovativer Geschäftsmodelle. Heute wird dieses Modell auch in der Lehre beim Erlangen des EMBA (Executive Master of Business Administrations) eingesetzt. Die Studierenden lernen in wenigen Vorlesungen, wie sie bestehende Geschäftsmodelle in nachhaltige digitale transformieren.
Machen Sie also Ihre Raupe nicht nur schneller, sondern lassen Sie einen wunderschönen Schmetterling entstehen – durch Ihre Geschäftsmodell-Transformation.
Und noch das Beste zum Schluss: Die digitale Transformation kann eine gute Basis für die ökologische / nachhaltige Transformation sein.
Die ökologische / nachhaltige Transformation
Wie entsteht aus einem traditionellen, wenig nachhaltigen Unternehmen ein Unternehmen, das nachhaltige Entwicklung als Chance begreift – wie beispielsweise Migros, Trumpf, Hamilton, Swisscom und viele andere?
Mit der Entwicklung neuer, nachhaltiger und profitabler Geschäftsmodelle wird der Geschäftserfolg garantiert so auch die Aussage viele Unternehmensmanager:
«Um den gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zu begegnen, braucht es innovative ICT Lösungen.»
Marius Schlegel, Senior Coporate Responsibility Manager, Swisscom (Schweiz) AG
«Wir setzen unsere Innovationskraft seit 1947 dafür ein, um mit Spitzentechnologie das Leben der Menschen zu verbessern. Für uns als Familienunternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns der Nachhaltigkeit verpflichten.»
Dr. Gianina Viglino-Caviezel, VP Shared Services Hamilton AG
«Nachhaltigkeit muss von der Beilage zur Hauptzutat unternehmerischen Handelns werden.»
Anna Peters, Projektleiterin Nachhaltigkeit, Migros-Genossenschafts-Bund
«Die moderne Schweiz zeichnet sich durch eine stetige Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit aus. Die Post will auch für die nächsten Generationen der Motor für eine moderne Schweiz und deren nachhaltige Entwicklung sein. Sie trägt massgeblich zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Schweiz bei. Aber wir wollen nicht nur eine angemessene Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg, ökologischem Handeln und gesellschaftlicher Verantwortung halten, sondern streben über eine nachhaltigkeitsorientierte Leistungserbringung auch nach wirtschaftlichem Erfolg.»
Philipp Mäder, Stv. Leiter Corporate Responsibility, Die Post AG
«TRUMPF Schweiz ist ein Familienunternehmen mit rund 650 Mitarbeitenden. Langfristiges Denken und verantwortliches Handeln sind wichtige Bestandteile unserer Unternehmenskultur. Und wir leben sie vor: durch einen wertschätzenden Umgang mit unseren Mitarbeitenden, Investitionen in die Zukunftsressource Bildung, die aktive Teilhabe an gesellschaftlichen Dialogen sowie die gezielte Förderung von kulturellen Projekten, die einen Mehrwert für uns alle schaffen. Ein umsichtiger Umgang mit Ressourcen sowie sichere und effiziente Produkte sind für uns als langfristig handelndes Unternehmen ebenso selbstverständlich.»
Tobias Unger, Mitglied der Geschäftsleitung, TRUMPF Schweiz AG
Können Sie sich auch dieser Reihe von Statements anschliessen, wissen aber nicht, wie Sie die Transformation starten sollen?
Dann kann ich nur sagen willkommen im Club vieler Unternehmenslenker. Mir ging es vor einigen Jahren wie Ihnen. Als Geschäftsführer und Verwaltungsrat von Unternehmungen habe ich nach Mitarbeiter:Innen gesucht, die mir dabei helfen, denn die Wirtschaft benötigt mehr denn je unternehmerisch denkende und handelnde Führungskräfte, welche im Sinne der nachhaltigen Entwicklung arbeiten. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch Unternehmen, akzeptieren nur noch Produkte und Dienstleistungen, bei denen der Nachweis auf Nachhaltigkeit gegeben ist. Produkte und Dienstleistungen, welche die Aspekte der nachhaltigen Entwicklung nicht erfüllen, bleiben oft Ladenhüter. Die Unternehmen müssen sich aus einer in- oder extrinsischen Motivation heraus der Transformation zu nachhaltigeren Produkten, Dienstleistungen und den dazugehörigen neuen Geschäftsmodellen stellen. Zu diesem Zweck werden Führungskräfte benötigt, für die nachhaltige Entwicklung bereits ein Bestandteil ihres täglichen Denkens und Handelns ist und die diese als Chance begreifen. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen die nachhaltige Entwicklung als festen Bestandteil in die Unternehmensstrategie aufnehmen und ihre Unternehmenskultur um diesen Baustein erweitern.
Der von mir entwickelte neue Masterstudiengang Sustainable Business Development an der Fachhochschule Graubünden bildet Menschen in dieser neuen Disziplin aus.
Der Fokus bei einer nachhaltigen Transformation einer Unternehmung und der dazugehörenden Geschäftsmodelle muss auf den 3 Nachhaltigkeitsdimensionen liegen. Die Dimensionen müssen in Balance zueinanderstehen. Einfach erklärt in folgendem Video.
Die geopolitische Transformation
Neben den politischen Machtverhältnissen wird sich vor allem die Weltbevölkerung nochmals von heute ca. 8 Mrd. um weitere 3-4 Mrd. bis 2050 erhöhen. Bereits heute sind wir nicht in der Lage die Weltbevölkerung zu ernähren und schon gar nicht mit dem nötigsten zu versorgen oder gar jedem eine Arbeit anzubieten. Hinzu kommt eine Umverteilung der Bevölkerung innerhalb der Kontinente. In Europa wird die Bevölkerung von heute 22% auf 6% in 2050 fallen.
Die Gesundheitstransformation
Der sechste Kondratieff-Zyklus Gesundheit war zu Beginn des 21. Jahrhunderts der wichtigste Motor für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Die Länder, die früh auf diesen Zyklus gesetzt haben, konnten die tiefen Rezessionen der Jahre 2000 bis 2003 und 2008 am besten überwinden. Beispielsweise wurden in den USA seit 2000 zwei Drittel der neuen Arbeitsplätze im Gesundheitssektor geschaffen, und ein Wachstum ist nicht absehbar Grenzen. Die gute Entwicklung im deutschsprachigen Raum ist auch auf den Ausbau des Gesundheitssystems zurückzuführen.
Die führende Rolle des Gesundheitswesens zeigt sich auch darin, dass die Menschen in allen entwickelten Ländern bereit sind, mehr für ihre Gesundheit zu tun und mehr Geld dafür auszugeben; und dieser Trend wird sich weiter verstärken, da die Menschen immer älter werden und viel länger medizinische Versorgung benötigen.
Der Mega-Gesundheitsmarkt ist eine der grössten Industrien der Welt. Die Gesundheitsausgaben in den USA beliefen sich 2017 auf rund 3.500 Milliarden US-Dollar – 17,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 1965 betrug der Anteil noch 5,9 Prozent. Die überwiegende Mehrheit ging an den traditionellen Gesundheitssektor (Abb. 2). Laut einer Studie des U.S. Bureau of Labor Statistics wird der Gesundheitssektor im Jahr 2024 der grösste Arbeitgeber in den USA sein.
Es steht also ausser Frage, dass wir bereits im 6 Kondratieff befinden, was wir selbst täglich erfahren dürfen an Produkten und Dienstleistungen rund um unsere Gesundheit.
Dieter Conzelmann, Dipl.-Ing., MBA
Studienleiter Sustainable Business Development
Dozent Digitale Transformation
Schweizerisches Institut für Entrepreneurship SIFE