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Der beste Stand­ort­fak­tor?

Die gezielte Pflege ortsspezifischer Werte!

In Graubünden ist die Landschafts- und Siedlungsqualität ein wichtiger Standortfaktor - für Einheimische und Gäste. Doch mit welchen Instrumenten kann ein attraktives Ortsbild im rasanten globalen Wandel adäquat gepflegt werden?

Hohe Berge, gepflegte Landschaften und idyllische Dörfer prägen das weithin bekannte Bild Graubündens. Doch das Image bröckelt. Zur fortschreitenden Individualisierung beim Bauen kommt nun noch die «Verdichtung nach Innen» hinzu. Was in der Agglomeration Sinn macht, beschert vielen ländlichen Gemeinden Sorgen: Locker bebaute historische Dorfkerne mit ortsbildprägenden Wohn- und Stallbauten und hübschen innerdörflichen Gärten stehen für die touristisch wichtige Identität eines Ortes, während im Zonenplan festgehaltene Bebauungsmöglichkeiten jedem Investor weit mehr Potential versprechen. Diese Entwicklungstendenzen haben sich in wenigen Jahren so verschärft, dass sich die Wahrung lokaler Werte und unverkennbarer ortsbaulicher Charakteristiken als entscheidender touristischer Aspekt herausstellt – und zum Zielkonflikt wird!

Ein identitätsstarkes Ortsbild ist heute mehr denn je ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl eines Reiseziels und für viele Gäste von grosser Relevanz, um sich am Ferienort wohlzufühlen. Aussenraumqualitäten, die Mischung von traditionellen und neuen Bauformen, die Beziehung zur Landschaft und eine authentische einheimische Baukultur sind häufig genannte Faktoren. Nicht kitschige Landhauskulissen sind gefragt, sondern echtes und ortsbewusstes Leben in den Bergen.

Nur - was bedeutet «Baukultur» in sich schnell verändernden Dörfern? Die Aussage «Architektur ist Geschmackssache» würgt sogleich jede inhaltliche Diskussion ab. Dabei geht gerne vergessen, dass der Geschmack und die individuelle Empfindung gar nicht angefochten werden. Fakt ist vielmehr, dass Bauen und Gestalten Tätigkeiten im öffentlichen Interesse sind und uns alle als Gemeinschaft betreffen. Es fehlt das Bewusstsein, dass die Planung und die Realisierung eines Bauwerks als gesellschaftliche Handlung – und der Architekturdiskurs als die damit verknüpfte kritische Reflexion – in einem eigentlichen «moral-philosophischen» Kontext stehen. Schliesslich tangieren genau diese «Handlungen» einen Ort entscheidend und prägen den gemeinsamen Lebensraum. Baukultur, und damit verknüpft das Ortsbild, ist folglich der gebaute Spiegel der gesellschaftlichen und moralischen Wertvorstellungen im politischen Gefüge eines Dorfes und muss partizipativ herausgearbeitet und diskutiert werden.

Das gemeinsame Festlegen von vertrauten Bildern und ortstypischen Werten - um sich trotz Weiterentwicklung noch «zu Hause» fühlen zu können - ist eine Aufgabe, die von der Baubehörde initiiert werden sollte. Textlich, zeichnerisch und fotografisch festgehaltene Leitlinien, Ordnungsprinzipien und Gestaltungsmerkmale können beispielsweise in Form eines «Baumemorandums» als roter Faden einer örtlichen Baukultur dienen – ohne zeitgemässe architektonische Antworten zu verhindern. Eine solche Vorgehensweise ermöglicht Zukunftsentwicklungen, die sowohl für Einheimische wie auch für Gäste sinnstiftend sind.

 

Ortsbild im Dorfkern von Scharans

Entwicklungsvariante des Ortsbilds im Dorfkern von Scharans vor der Zonenplanrevision

 

 

Die Entscheide der Baugesuchprüfung sollten auf ortspezifischen Werten abgestützt werden.

Das Baumemorandum als objektive Entscheidungsgrundlage im Baugenehmigungsprozess

 

Fassadenabwicklung eines Strassenzuges in der Gemeinde Schwyz

Fassadenabwicklung eines Strassenzuges in der Gemeinde Schwyz

Fassadenabwicklung eines Strassenzuges in der Gemeinde Schwyz

Fassadenabwicklung eines Strassenzuges in der Gemeinde Schwyz

 

Analytische Ermittlung der ortspezifischen Werte zur Definition von Gestaltungshinweisen für zukünftige Bautätigkeiten

Unterschiedliche Gestaltungsprinzipien bewirken differenzierte Strassenräume

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