Mein Name ist Blessing Ezioha. Ich komme aus Simbabwe und studiere im zweiten Jahr Tourismus. Im Rahmen des Moduls «Kultur- und Sprachaufenthalt in einer kulturfremden Destination» absolvierte ich im Sommer 2024 ein viermonatiges Praktikum in der Jugendherberge Davos. In diesem Blogbeitrag möchte ich von dieser Zeit mit sehr vielen Aufs und einigen Abs erzählen, und in der ich so viel lernen und erleben konnte.
Die Schweizer Hotellerie geniesst ein hohes Ansehen bezüglich Gastfreundschaft und legt großen Wert auf Präzision, Pünktlichkeit und die Zufriedenheit der Gäste. Vor allem auch in Davos, eine international berühmte Destination, haben Gäste hohe Erwartungen an die Schweizer Gastfreundschaft. Dieses Schweizer Verständnis für Qualität half mir bei der Gestaltung meines Serviceansatzes, bei dem jede Interaktion sehr effizient und dennoch persönlich sein musste. Internationale Besucher, die nach Davos kamen, insbesondere für Veranstaltungen wie das im August 2024 stattfindende Weltkinderforum oder andere Kongresse, unterstrichen die Notwendigkeit kultureller Sensibilität. Gäste kamen aus allen Teilen der Welt und brachten unterschiedliche Erwartungen und Traditionen mit.
Mein Praktikum in der Jugendherberge Davos bot mir wertvolle Einblicke und praktische Erfahrungen, die mein Verständnis von Gastfreundschaft und kultureller Dynamik wesentlich bereichert haben. Zunächst einmal war ich mit Aufgaben wie Essensausgabe, Küchenvorbereitung und gelegentlicher Haushaltsführung betraut, die alle auf einzigartige Weise zu meinem beruflichen Wachstum beigetragen haben. Einer der aufschlussreichsten Aspekte war außerdem, dass ich lernte, den Servicestil an die unterschiedlichen kulturellen Erwartungen anzupassen. So bevorzugten beispielsweise Gäste aus individualistischen Kulturen einen kurzen, effizienten Service, während Gäste aus kollektivistischen Kulturen eine eher gesprächige Interaktion schätzten. Dadurch habe ich gelernt, wie wichtig kulturelle Sensibilität im Gastgewerbe ist, eine Fähigkeit, die ich in zukünftigen Positionen anwenden kann.
Die Interaktion mit Gästen aus verschiedenen Kulturkreisen erforderte mehr als nur einen effizienten Service, sondern auch ein Verständnis für ihre besonderen Erwartungen, beispielsweise an das Essen. Gäste aus kollektivistischen Kulturen, wie z. B. den ostasiatischen, schätzen ein gemeinschaftliches Esserlebnis, und ich nahm mir besonders viel Zeit, um ihnen die Gerichte zu erklären und ein freundliches Gespräch zu führen, um dieses Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Gäste aus eher individualistischen Kulturen wie den Vereinigten Staaten hingegen bevorzugten oft ein unabhängiges und schnelles Esserlebnis mit minimaler Interaktion. Die Interaktion mit diesen Gästen war kurz, aber herzerwärmend, und damit respektierte ich ihre Vorliebe für Autonomie. Diese Flexibilität in der Herangehensweise half mir, eine einladende Atmosphäre für alle Gäste zu schaffen, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund.
Einer der aufschlussreichsten Aspekte der Arbeit in der Küche war schliesslich, dass ich lernte, mit Fons Trompenaars kultureller Dimension von spezifischen und diffusen Beziehungen umzugehen. Die Schweizer Kultur ist eher spezifisch, die Beziehungen am Arbeitsplatz sind professionell und aufgabenorientiert. Im Gegensatz dazu zogen es einige meiner Kolleg:innen, wie z. B. ein ungarischer Kollege, vor, persönliche Gespräche mit der Arbeit zu vermischen und fragten oft nach meinem Hintergrund und meiner Familie. Diese Erfahrung lehrte mich, wie wichtig Flexibilität für den Aufbau effektiver Beziehungen zu Kolleg:innen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund ist.
Die teilweise sehr anstrengende Arbeit in der Küche erforderte die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus verschiedenen Kulturkreisen, die unterschiedliche Arbeitsstile und Kommunikationspräferenzen mitbrachten, und in stressigen Zeiten war sie auch mit grossen Herausforderungen verbunden. Die (unbeabsichtigte) Voreingenommenheit eines Kollegen war schwer zu bewältigen und führte zunächst zu Frustration. Diese Momente haben mich gelehrt, wie wichtig es ist, Professionalität zu wahren und sich für einen respektvollen Arbeitsplatz einzusetzen. Eine offene und respektvolle Kommunikation des Problems an die Geschäftsleitung stärkte auch Werte der Inklusivität und Gleichberechtigung, die in jeder Teamumgebung wichtig sind.
Im Unterricht und als Vorbereitung für den Aufenthalt lernte ich im Unterricht auch das Kulturschockmodell von Kalervo Oberg: Dieses bot mir einen wertvollen Rahmen für das Verständnis meiner emotionalen Reise während des Praktikums. Zunächst befand ich mich in der Flitterwochenphase und war begeistert von der Möglichkeit, in einem neuen kulturellen Umfeld zu arbeiten. Als ich jedoch auf Herausforderungen wie Sprachbarrieren, Diskriminierung und unterschiedliche Arbeitsstile stieß, trat ich in die Frustrationsphase ein und fühlte mich isoliert und unsicher, wie ich diese Probleme effektiv angehen sollte. Daher entwickelte ich Bewältigungsstrategien wie das Erlernen grundlegender Redewendungen in Schweizerdeutsch und das Besprechen von Problemen mit meinen Vorgesetzten, um in die Anpassungsphase überzugehen. Am Ende meines Praktikums hatte ich mich an die kulturelle Dynamik in der Jugendherberge Davos angepasst, Vertrauen in meine Fähigkeit gewonnen, schwierige Situationen zu meistern und den Wert von Geduld, Belastbarkeit und Professionalität gelernt.
Kurz gesagt, das Praktikum hat mir praktische Erfahrungen gebracht und mir die Bedeutung von Empathie, Belastbarkeit und kultureller Kompetenz vermittelt. Die Erkenntnisse, die ich über den Umgang mit unterschiedlichen Erwartungen, die Bewältigung von Herausforderungen am Arbeitsplatz und die Wahrung der Professionalität gewonnen habe, haben mich auf künftige Aufgaben im Gastgewerbe vorbereitet, wo kulturelle Sensibilität und Anpassungsfähigkeit von unschätzbarem Wert sind.
Blessing Ezioha ist im dritten Semester des Bachelorstudiums Tourismus an der Fachhochschule Graubünden.
Dear Blessing
It’s wonderful to hear about your experiences! Wishing you all the best in your future studies!
Dear Blessing, thank you for sharing your experience! I really enjoyed how you described the challenges you faced and how you overcame them. It was inspiring to see how you turned a difficult situation into an opportunity for growth. Your reflections made me think about similar challenges in my own internship and how I might approach them differently in the future. All the best.
It was great to hear about your experiences. Wishing you all the best in your studies and future success!
Dear Blessing
What a great insight into your experiences. I wish you all the best for your future studies!
Herzlichen Dank für den spannenden Einblick in dein Praktikum in Davos und weiterhin viel Freude und Erfolg bei deiner Ausbildung!