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Besuch an der Vision-Messe 2022

Frühmorgens am 4. Oktober war es soweit; die Studiengänge Photonics und Mobile Robotics bestiegen die Reisebusse der Firma Roth mit Ziel Deutschland. Geplant war eine Firmenführung bei der Firma Wenglor AG und folgend ein Besuch an der Vision 2022, der Weltleitmesse für Bildverarbeitung.

Also brachen wir auf Richtung Norden, fuhren durch das noch verschlafene St. Galler Rheintal, durchkreuzten die nebelverhangene Kulisse des Vorarlbergischen Rheintals und kehrten vormittags im Hinterland des Bodensees, in Tettnang ein. Bekanntheit erlangte die ländlich geprägte Region vor allem durch ihre vorzügliche Hopfenproduktion - doch unser Interesse galt ausnahmsweise nicht dem Hopfentee, sondern der Hauptzentrale der Firma Wenglor AG in Tettnang; einem Aushängeschild der nunmehr von Hightech-Industrien dominierten Region.

Hier wurden mir freundlich in Empfang genommen, in die Firmengeschichte eingeführt und auf eine Tour durch die einzelnen Geschäftsbereiche der Firma eingeladen. Angefangen bei der Logistik, gefolgt von der Produktion, wurde uns ein interessanter Einblick in die Funktionsweise einer modernen Hightech Firma präsentiert, die praktisch ihren gesamten Umsatz durch Eigenproduktionen generiert. Sogar ein kurzer Einblick in die Q&A Abteilung wurde uns gewährt, natürlich, wie es im Laufe des Besuchs zur Gewohnheit geworden war, stets geführt durch einen freundlichen und motivierten Experten des jeweiligen Bereiches der Firma, der allfälligen Fragen Rede und Antwort stand. So vergingen die Stunden rasend schnell, doch der eigentliche Höhepunkt der Firmenführung lag uns noch bevor: ein Vortrag von Dr. Alexander Ohl, Leiter der Forschung & Entwicklung bei Wenglor. Hier wurde uns ein Überblick über den Stand der Technik in den jeweiligen Produktsparten, in denen Wenglor tätig ist, unterbreitet. Angereichert mit vielen interessanten Geschichten aus den Erfahrungen des Präsentierenden, war es eine eindrucksvolle Demonstration von Wissen und Kompetenz, die Wenglor in ihren eigenen Reihen zu schätzen weiss.

Am späten Nachmittag war die Firmenführung zu Ende und wir bedankten und verabschiedeten uns von der Mannschaft der Firma Wenglor und führten unseren Weg in den Norden fort. Nun liess es sich unser Buschauffeur nicht nehmen, uns über die wunderschöne Schwäbische Alb mit ihren malerischen Motiven zu führen; vorbei an der ansehnlichen Klosterkirche Zwiefalt, dem spektakulären Schloss Lichtenstein, ging es nach Reutlingen ausserhalb Stuttgarts, wo wir unser Nachtlager aufschlugen.

Bildverarbeitung und Robotik in einem menschenfreundlichen Paket
Kameras für die Bildverarbeitung dominierten

Rubiks Cube Roboter: funktioniert (fast) immer

Bildverarbeitung und Robotik in einem menschenfreundlichen Paket

Kameras für die Bildverarbeitung dominierten

Nach einer -wohl eher zu kurzen- Nachtruhe machten wir uns am Morgen auf Richtung Messe Stuttgart. Hier ist während drei Tagen die Vision 2022 einquartiert; aufgeteilt in zwei Hallen, stellen hier knapp 400 Firmen aus aller Welt in dem Bereich der optischen Bildverarbeitung aus.

Hat man sich erst einmal in den imposanten Messehallen zurechtgefunden und tritt in die Vision 2022 ein, stechen vor allem zwei Dinge hervor: zum einen der sehr ungezwungene und freundliche Umgang in der Halle und die Ingenuität der Aussteller in dem Kampf um die Aufmerksamkeit. Da gibt es Roboter die einen Rubiks Cube lösen können sollten (und es manchmal tatsächlich schaffen), optoelektronische Systeme die maschinell lernen und einem zum Spiel Pong auffordern und unzählige andere Aufbauten, die die Fähigkeiten und Kompetenzen der Aussteller unterstreichen sollten. Manchmal gelingt dies, manchmal jedoch auch nicht, was nicht unbedingt zielführend scheint. Sei's drum, sieht man über die teils wohl zu stark von PR-Managern beeinflussten Marketing Objekten hinweg und tritt ins Gespräch mit den Ausstellern, so erlebt man eine offene und interessante Industrie, die sich auch nicht zu Schade ist, einem Laien geduldig alles zu erklären. So erfuhren wir unter anderem, wie ein System, welches Schattenwürfe analysiert, kleinste Höhenunterschiede erkennen kann, bspw. den Strich eines Füllers auf einem Papier und somit in der Forensik bei der Dokumentenanalyse eingesetzt werden kann. Oder wie eine optische Kamera maschinell eingelernt werden kann, um qualitativ ungenügende Kaffeebohnen in der Produktion auszusortieren. Die Anwendungsbereiche der optischen Bildverarbeitung scheinen riesig und die Kreativität einzelner Aussteller zutiefst beeindruckend.

Zudem interessant: obwohl die Mehrheit der vertretenen Firmen aus dem Westen kam, war ein gewisser Vormarsch von asiatischen Firmen zu sehen: der grösste Stand gehörte einer chinesischen Firma, aber auch viele japanische und koreanische Firmen waren präsent und machten einen äusserst innovativen Eindruck - ein Bild, wie es in der Zukunft wohl häufiger zu sehen sein wird. Die Vision 2022 hatte für jeden etwas dabei, war aber hauptsächlich auf die Bildverarbeitung konzentriert. Zum Wohlwollen der Mobile Robotics Studenten aber fand eine Messe für Robotik gleich in der Halle nebenan statt, die bei ihnen natürlich auf besonderen Anklang stiess. So zogen sich die Stunden in den Tag und bevor man es realisierte, neigte sich der Tag dem Ende zu.

Kurz vor der Abenddämmerung machten wir uns also auf den Weg in die schöne Heimat. Es waren zwei lange und dennoch kurze Tage, gefüllt mit interessanten Erlebnissen und vielen neuen Informationen. Während die deutschen Landstriche an uns vorbeizogen, konnte man nicht anders als zu reflektieren, wie jung und dynamisch die Industrie der Bildverarbeitung und Robotik gegenwärtig immer noch ist und welche Möglichkeiten sie in der Zukunft bieten kann.

M. A. Studiert Photonics im 1. Semester an der Fachhochschule Graubünden.

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